Alles Wissenswerte über die Hanfpflanze

Die Hanfpflanze gehört zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt. Gleichzeitig ist der Hanf auch eine Kulturpflanze, weil er seit Jahrhunderten von Menschen angebaut, gepflegt und gezüchtet wird – und dass nicht nur für Rauschmittelzwecke. Die Hanfpflanze hat noch sehr viel mehr zu bieten.

Der Hanf (Cannabis Sativa L.) ist eine Gattung innerhalb der Familie der Cannabinaceae (Hanfgewächse) und ist in Zentralasien beheimatet. Aufgrund der tiefen und dichten Wurzeln, die dem Boden Schadstoffe entziehen und die Erde auflockern, gelten die Kulturpflanzen als besonders robust und werden auch als Vorfrucht für verschiedene andere Nutzpflanzen genutzt.

Darüber hinaus weist die Hanfpflanze weitere Vorteile auf. Denn der Befall von Schädlingen hat keinen großen Einfluss auf den Ertrag oder die Qualität der Ernte. Zudem sind künstliche Düngemittel meist überflüssig, da die Nährstoffaufnahme durch die starken Wurzeln erfolgt.

Die Größe der Pflanze variiert. In der Regel wird sie 1,5 bis 3 Meter, in Ausnahmefällen auch bis zu 4 Meter groß. Zwischen April und Mai erfolgt die Aussaat. Danach entwickelt sich der Hanf zunächst langsam.

Nach der Keimung wächst der Hanf hingegen schnell in die Höhe und benötigt in dieser Wachstumsphase viel Wasser. Anfang Juli und Mitte August setzt die Blütenbildung ein und das Längenwachstum ist beendet.

Inhaltsverzeichnis

1 Männliche und weibliche Hanfpflanzen
2 Was sind hermaphroditische Hanfpflanzen?
3 Was ist der Unterschied zwischen Hanf und Cannabis?
4 Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis
5 Was ist der Unterschied zwischen Marihuana und Haschisch?
6 Hanf – ein kurzer Rückblick in die Geschichte
7 Hanf als Rohstoff für die Zukunft
8 Hanf in der Medizin
9 Produkte aus Hanf
10 Was ist der Unterschied zwischen Hanfsamenöl und CBD-Öl?

Männliche und weibliche Hanfpflanzen

Als zweihäusige Pflanze gibt es eine männliche und eine weibliche Pflanze. Das bedeutet, dass die Hanfpflanzen entweder nur weibliche Blüten (Hanf-Henne) oder nur männliche Blüten (Femel-Hanf) tragen.

Im Hanfanbau ist die Bestimmung der Geschlechter sehr wichtig. Denn nur die weibliche Pflanze bildet Knospen, die reich an Cannabinoiden, Terpenen und Flavonoiden sind. Hingegen produziert die männliche Pflanze nur geringe Mengen davon. 

Dafür bildet der männliche Hanf kleine Pollensäcke, um die weibliche Blüte zu bestäuben. Da eine einzige männliche Hanfpflanze ausreicht, um alle weiblichen Pflanzen zu befruchten, werden diese in der frühen Blütephase aussortiert, da die Pflanzen ansonsten zu viele Samen produzieren.

Männliche und weibliche Pflanzen erkennen

Um eine weibliche Hanfpflanze zu erkennen, reicht ein Blick auf die Blüten. Der Blütenkelch weist die typischen dünnen weißen Härchen und harzige Trichome auf, die sich an den Blüten sowie auf den kleinen Blättern bilden.

Die männliche Art ist an dem Pollensack zu erkennen, der an den Zweigen nach unten herabhängt. Da sie schneller wachsen als die weiblichen Pflanzen, sind sie auch daran gut zu erkennen. Außerdem schießt die männliche Hanfpflanze häufig weiter in die Höhe als der weibliche Hanf.

Was sind hermaphroditische Hanfpflanzen?

Hermaphroditische Hanfpflanzen (Hermies) sind Zwitterpflanzen, die die Merkmale von männlichen und weiblichen Hanfpflanze aufweisen. Diese werden beim Hanfanbau genau wie die männlichen Pflanzen entfernt, umso die unerwünschte Aussaat der Knospen zu verhindern.

Was ist der Unterschied zwischen Hanf und Cannabis?

Cannabis ist das lateinische Wort für Hanf, sodass es keinen Unterschied gibt. Umgangssprachlich findet der Begriff Cannabis jedoch häufig Verwendung, wenn es um Cannabis als Medizin oder Cannabis als Rauschmittel geht und die Pflanze einen hohen Gehalt des Cannabinoids Tetrahydrocannabinol (THC) aufweist, das für seine berauschende Wirkung bekannt ist.

Wenn von Hanf die Rede ist, wird damit meist der Nutzhanf (Industriehanf) beschrieben, der kaum THC enthält und beispielsweise für die Gewinnung von CBD-Öl-Tropfen oder für das Öl aus den Hanfsamen dient.

Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis

Cannabis Sativa L. wird seit Langem in drei Hauptgattungen unterteilt:

  • Cannabis Sativa: Die Gattung Cannabis Sativa stammt aus den äquatornahen tropischen Regionen wie Jamaika, Kolumbien oder Mexiko. Im Freien wachsen die Pflanzen bis zu drei Meter hoch. Hingegen beträgt die Länge bei Indoor-Züchtungen zwei bis drei Meter. Die Blätter sind schmal, lang und fingerähnlich. Weibliche Pflanzen weisen einen hohen THC-Gehalt und einen niedrigen CBD-Gehalt auf, sodass der Konsum eine anregende und motivierende Wirkung entfalten kann.
  • Cannabis Indica: Zuhause ist diese Cannabissorte in subtropischen Ländern wie Indien, Marokko oder Afghanistan. Die Pflanzen erlangt eine Länge von maximal zwei Metern und die Blätter sind im Vergleich zu Cannabis Sativa dick und dunkelgrün. Da Cannabis Indica einen niedrigen THC- und höheren CBD-Gehalt aufweist, kann der Konsum eine angstlösende und beruhigende Wirkung entfalten.
  • Cannabis Ruderalis: Der Ruderal-Hanf ist im Gegensatz zu Sativa und Indica selbstblühend und wächst in kalten Gebieten Russlands oder auch im Himalaja. Ein besonders Merkmal ist, dass die Pflanze unverzweigt ist und robuste, faserige Stängel besitzt. Die Blätter sind sehr schmal und die Pflanze wächst maximal einen Meter hoch. Genau wie Cannabis Indica ist der THC-Anteil niedrig und der CBD-Gehalt hoch.

Weitere Informationen zu den Cannabissorten bietet dieser Artikel.

Was ist der Unterschied zwischen Marihuana und Haschisch?

Wenn es um den Konsum von Cannabis als Rauschmittel geht, fallen Begriffe wie Marihuana, Haschisch, Gras, Shit und viele weitere, die zu Verwirrungen führen können. Im Rahmen der Aufklärung sollen diese Begriffe hier erklärt werden.

Bei Marihuana handelt es sich um die getrockneten, harzhaltigen Blütentrauben und die kleinen blütennahen Blätter. Weitere Bezeichnungen für Marihuana sind zum Beispiel Gras, Weed oder Dope.

Hinter dem Begriff Haschisch versteckt sich das aus den Blüten extrahierte Harz, das zu Platten oder Blöcken gepresst wird. Diese haben dann eine goldgelbe bis braune Farbe. Umgangssprachliche Bezeichnungen für Haschisch sind Shit oder Pott. Für einzelne Stücke wird auch die Bezeichnung Piece verwendet.

Hanf – ein kurzer Rückblick in die Geschichte

Die Geschichte des Hanfs reicht weit zurück. Archäologischen Funden in Georgien zufolge wurde Hanf zur Fasergewinnung bereits vor ungefähr 30.000 Jahren genutzt. In einem in China ausgegrabenen Keramikgefäß, fanden Wissenschaftler:innen sogar Hanfsamen, die etwa 4500 bis 5500 Jahre alt sind.

Die Nutzpflanze bzw. die Hanffasern waren ein beliebter Rohstoff für die Herstellung von Papier und Textilien. Vor allem die alten Griechen und Ägypter stellten Kleidung aus Hanf her. Etwa 812 n. Chr. war der Hanf sogar ein beliebtes Zahlungsmittel unter Bauern.

Karl der Große erwähnte die Hanfpflanze in der Ländergüterverordnung und Johannes Gutenberg, der Erfinder des Buchdrucks, druckte im Jahr 1455 seine Schriften auf Hanfpapier. Interessant ist zudem, dass die ersten Entwürfe der US-amerikanischen Verfassung und der Unabhängigkeitserklärung auf Hanfpapier geschrieben wurden.

Vielseitige Verwendung von Nutzhanf

Darüber hinaus waren die Hanffasern in der Schifffahrt von großer Bedeutung. So wurden aus den Fasern beispielsweise Segeltücher, Netze und Takelage hergestellt. Durch die Industrialisierung veränderte sich allerdings die Rolle des Hanfs. 

Die Baumwolle löste den Hanf für die Textilherstellung ab. In der Landwirtschaft wurde die Nutzpflanze durch Weizen, Roggen und Hafer ersetzt. Fortan wurde auch nicht mehr auf Hanfpapier gedruckt, da das Zellstoffverfahren entdeckt wurde.

Hanf als Rohstoff für die Zukunft

Vor einigen Jahren hat man das ökologische und ökonomische Potenzial von Hanf wiederentdeckt. Inzwischen erfolgt der Einsatz von Hanf als effizienter und nachhaltiger Dämmstoff beim Hausbau und auch die Automobilindustrie interessiert sich wieder zunehmend für die Pflanze. So haben sich verschiedene Autohersteller dazu entschlossen, Innenverkleidungen und Armaturen aus Hanffasern herzustellen.

Hanf in der Medizin

Der Mensch hat das therapeutische Potenzial der Hanfpflanze schon sehr früh entdeckt. Überlieferungen zufolge soll der sagenumwobene Urkaiser Shennong vor etwa 5000 Jahren die Hanfpflanze auf ihren therapeutischen Nutzen untersucht. Das Harz der Blüten sollte bei verschiedenen Erkrankungen, wie zum Beispiel Gicht, Rheuma und Nervenentzündungen, eine Wirkung zeigen. 

In Indien nutzte der Mensch Hanf und seine Bestandteile als Opfergaben und zu Meditationszwecken. Auch in der ayurvedischen Medizin wurden die Vorteile des Hanfs auf die Gesundheit entdeckt, um verschiedene Leiden wie Ängste, Kopfschmerzen, Hysterie und Schmerzen zu lindern.

Schließlich kam die Arzneipflanze nach Europa. Eine der Ersten, die den Nutzen erkannte, war Hildegard von Bingen. Diese empfahl die Anwendung von Hanfextrakten, Tinkturen und öligen Lösungen zur Behandlung von Schmerzen, Übelkeit, Magenbeschwerden, Rheuma und Bronchitis. Außerdem ersetzte Cannabis das Opium bei der Schmerzbehandlung und wurde sogar zu Narkosezwecken angewendet.

Im 19. Jahrhundert waren Extrakte und Tinkturen aus Cannabis die meist verkauften Arzneimittel in Europa und in den USA. Auch als Rauschmittel war Cannabis äußerst beliebt. Da mit der Zeit der Tabak jedoch günstiger wurde, verlor Cannabis an Beliebtheit.

Die Prohibition begann dann im 20. Jahrhundert in den USA. So sorgte die Verbotsbewegung dafür, dass Cannabis und seine Bestandteile zu einer gefährlichen Droge erklärt wurden.

Produkte aus Hanf

Aus den Pflanzenteilen des Nutzhanfs lassen sich die unterschiedlichsten Produkte herstellen. In den Bereichen Lebensmittel und Kosmetik ist besonders das Öl aus den Hanfsamen beliebt. Denn die Samen des Hanfs enthalten zahlreiche Inhaltsstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit und die auswirken können. So sind die Hanfsamen reich an Antioxidantien, Mineralstoffen, Aminosäuren und weiteren natürlichen Substanzen. Außerdem weist Hanföl ein ideales Verhältnis aus Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren auf.

Dank der wertvollen Inhaltsstoffe findet Hanf auch immer mehr Verwendung in der Kosmetikindustrie. Inzwischen gibt es zahlreiche Salben, Cremes, Seifen, Shampoos und weitere Pflegeprodukte mit dem Öl aus den Samen.

Was ist der Unterschied zwischen Hanfsamenöl und CBD-Öl

Das Hanföl wird aus den Samen der Hanfpflanze gewonnen. Hingegen erfolgt die Gewinnung des Cannabidiols (CBD) aus den Hanfblüten und Blättern der weiblichen Hanfpflanze mittels Extraktionsverfahren. Anschließend werden die CBD-Extrakte in einem Trägeröl, wie zum Beispiel Hanfsamenöl, Sonnenblumenkernöl oder MCT-Öl, gelöst.

Hinweise: Über die Geschichte der Hanfpflanze und die Verwendung als vielfältige Nutzpflanze lassen sich mehrere Bücher schreiben. Dieser Artikel reißt nur wichtige Themen an und versucht, die wichtigsten Informationen zusammenzufassen.

FAQs

Ist es illegal eine Hanfpflanze zu besitzen?

Ja, der Besitz einer Hanfpflanze oder Hanfblüten ist illegal. Dabei spielt es keine Rolle, ob es THC-haltiger Hanf oder Nutzhanf ist. Auf der anderen Seite ist es hingegen legal, Hanfsamen zu besitzen. Der Anbau mit den Samen ist wiederum nicht erlaubt.

Welche Hanfpflanzen sind erlaubt?

Für Privatpersonen ist der Anbau von Hanf grundsätzlich verboten. Sowohl in der Schweiz als auch in der Europäischen Union darf in der Lndwirtschaft Nutzhanf mit einem niedrigen THC-Gehalt angebaut werden. Allerdings darf nur zertifiziertes Saatgut aus dem EU-Sortenkatalog genutzt werden. Aktuell stehen rund 50 verschiedene Sorten zur Auswahl.

Wo wächst Hanf am besten?

Die Hanfpflanze ist recht anspruchslos und wächst im Grunde auf der ganzen Welt. Sie bevorzugt mittelschwere Böden mit einem pH-Wert zwischen 6 und 7,5. Außerdem benötigt sie ausreichend Wasser. Verdichtungen und Staunässe verträgt die Pflanze hingegen nicht so gut. An die Vorfrucht hat die Hanfpflanze keine großen Ansprüche. Dank der Pfahlwurzel besitzt sie jedoch einen guten Vorfruchtwert.